Änderungen bei iStock: Neue Preise, neue Kollektionen

iStock hat gestern in einem Newsletter an seine Anbieter mitgeteilt, dass zum 13. September 2014 die Kollektionen und Preise überarbeitet werden. Zudem hat Mitgründer und Manager Brad Ralph einen offenen Brief auch auf deutsch über die Änderungen veröffentlicht. Wir haben die wichtigsten Fakten zusammen getragen und analysiert.

Die wichtigsten Punkte der Änderungen

„Mehr Kunden benötigen mehr Inhalte für mehr Projekte, die sie über mehr Kanäle in mehr Formaten auf mehr Geräte verteilen. Dies ist eine hervorragende Grundlage für zukünftiges Wachstum von iStock. Es bedeutet auch, dass wir iStock für diese neuen Kundenanforderungen anpassen müssen, um die benötigten höheren Auflösungen für diese Projekte bereitzustellen.“ (Auszug aus dem iStock-Newsletter, frei übersetzt von Fotos verkaufen)

  • Reduzierung von iStock auf zwei Kollektionen: Essential (bisher „Main“) und Signature (bisher Signature, Signature+ und Vetta)
  • Nur ein Preis pro Bild, unabhängig von der Größe
  • Das Credit-System wird erneuert und die alten Credits im Verhältnis 5:1 auf neue Credits umgestellt
  • Die Vetta Lizenzbeteiligungen (22-28%) werden aufgehoben, exklusive Mitglieder erhalten neu immer 25-45%
  • Nominierungen für S+ sind weiterhin möglich. Sie haben keinen Einfluss auf den Preis, aber Bilder werden zu Getty Images gespiegelt

Es sind noch nicht alle Details bekannt. Als wichtigster Punkt fehlt die Information über die Preise für die neuen Credits. Bisher gab es die kleinsten Pakete für umgerechnet $2 pro Credit, im neuen System werden fünf dieser Credits zu einem zusammengefasst. Daraus liesse sich schlussfolgern, dass ein neuer Credit ungefähr $10 entspricht. Wenn die neuen Preise darunter lägen, würden faktisch die alten Kundenbestände entwertet, daher ist eher nicht damit zu rechnen. Mit Nachlässen auf größere Pakete sowie zur Einführung ist natürlich zu rechnen.

Auswirkungen auf Bildpreise und Lizenzeinnahmen

Die Leiterin von iStocks Vektoren-Abteilung, Jennifer Borton, hat auf ihrem Blog eine Übersicht mit den alten und neuen Preisen in Tabellenform bereitgestellt.

  • Bisherige Main-Bilder haben 2 bis 8 Credits gekostet. Nach dem neuen System werden diese einheitlich einen neuen Credit kosten (entsprechend fünf alten Credits)
  • Bisherige Signature-Bilder haben bisher 7-30 Credits gekostet, im neuen System werden diese nun mit 3 Credits (umgerechnet 15 alten Credits) bepreist
  • Bilder in der Signature+ Kollektion kosten jetzt 20-60 Credits, Vetta-Bilder sogar 45 bis zu 170 Credits. Diese Bilder werden in Zukunft ebenfalls einheitlich 3 neue (oder 15 alte) Credits kosten, also eine massive Preissenkung für diese Kollektionen

Auswirkungen auf Vektor-Illustrationen und Videos

  • Nicht-exklusive Vektoren wurden bisher für 1 bis 22 Credits angeboten. Diese kosten im neuen System einheitlich einen Credit, entsprechend fünf „alten Credits“ und damit der zweittiefsten Preisstufe
  • Exklusive (Signature) Vektoren gab es bisher für 2 bis 28 Credits, Vetta sogar für 40 bis 55 Credits. Diese werden neu für drei Credits angeboten, entsprechend also 15 alten Credits und damit der mittleren Signature Preisstufe
  • Main Videos waren bisher mit 17 Credits für die kleinste Webgröße und 95 Credits für das HD1080-Format im Angebot. Neu kosten diese 6 Credits – umgerechnet 18 alte Credits und damit der kleinsten bisherigen Preisstufe
  • Vetta Videos kosteten bisher 60-170 Credits und werden neu für 18 Credits – entsprechend 90 bisherigen Credits – angeboten

Unsere Schlussfolgerungen und Vermutungen

Teil der Kundeninformationen von iStock

Teil der Kundeninformationen von iStock

iStock hatte im Laufe der Jahre mit bis zu sieben Kollektionen geschaffen, in denen die Bilder abhängig von der Auflösung sieben Preise haben konnten. Insgesamt gab es somit alleine im Fotobereich 49 verschiedene Preisoptionen, die für den Kunden nicht mehr zu durchschauen waren. Mit der Reduzierung auf vier Kollektionen im letzten Jahr und nun auf nur noch zwei Kollektionen, dazu ein Einheitspreis für alle Grössen, gewinnt iStock zweifellos an Einfachheit.

Die Preise unabhängig von der gewünschten Auflösung festzusetzen, könnte auf einen neuen Trend für die Zukunft hindeuten. In der Vergangenheit dienten die Preisstufen vor allem einer Abgrenzung zwischen Online- und Druck-Anwendungen der Kunden. Die kleinen Auflösungen waren für den Druck nicht brauchbar, die großen Auflösungen dagegen für das Internet zu unhandlich.

Schnellere Verbindungen sogar unterwegs erlauben es Benutzern heute, auf immer größeren Bildschirmen mit besseren Auflösungen auch jederzeit Videos und Bilder in besseren Auflösungen zu konsumieren. Für Bildkäufer verloren die kleinen Auflösungen daher immer mehr an Bedeutung und Wert, denn man musste für größere Auflösungen mehr bezahlen, ohne jedoch mehr Gegenwert (Aufmerksamkeit des Benutzers) zu erhalten. Mit dem Motto „Alle Bilder, alle Grössen, ein Preis“ ist Shutterstock in den vergangenen Jahren zunehmend erfolgreich gewesen. Wenn iStock hier nun nachzieht, gewinnt es im Vergleich wieder deutlich an Attraktivität für Kunden. Wir wären nicht überrascht, wenn weitere Agenturen in den nächsten Jahren nachziehen.

Was für Folgen haben Anbieter zu erwarten?

„Mit den Änderungen, die Sie in Kürze auf iStock sehen werden, brechen wir mit unserem bisherigen Geschäftsmodell und gehen zurück zu unseren Wurzeln, zu den Grundlagen. Als wir anfingen, lag unsere größte Stärke im Vereinfachen – bezahlbare Preise und hervorragende Inhalten. Content, den man nur auf iStock finden kann“ (Brad Ralph, Direktor bei iStock)

Jede Änderung birgt Chancen, aber auch Risiken. Sie sind nicht leicht einzuschätzen, zumal einige wichtige Details – allen vorab der Preis der neuen Credits – noch unbekannt sind. Basierend auf unserem Wissen und einigen Vermutungen halten wir jedoch die folgenden Vermutungen für wahrscheinlich.

Die Bilder in der Main/Essentials Kollektion werden von den Änderungen kaum betroffen. Die neuen Preise (ein neuer = 5 alte Credits) entsprechen der bisherigen „Large“-Auflösung. Wohl nur verhältnismässig wenige Kunden haben größere Auflösungen erworben, daher dürften die Anzahl an Verkäufen sowie die erzielten Lizenzeinnahmen weitgehend unverändert bleiben.

Die Signature-Bilder werden in Zukunft drei neue (also 15 alte) Credits kosten. Dies entspricht etwa der bisherigen „Medium“-Auflösung. Möglicherweise waren die Kunden hier bereits in der Vergangenheit etwas preisbewusster und haben im Durchschnitt etwas kleinere Auflösungen gekauft. Diese Bilder dürften also im Vergleich zu bisher leicht weniger kosten (und dem Anbieter einbringen), jedoch nicht in signifikantem Ausmaß.

Die bisherigen Signature+ und Vetta Bilder dagegen werden einen ernsthaften Preisnachlass erfahren: Dieser dürfte bei etwas 50% (Signature+) bzw. sogar um 80% (Vetta) liegen. Letzteres wird durch die angehobenen Prozentzahlen für exklusive Anbieter ein wenig kompensiert, aber die durchschnittlichen Lizenzeinnahmen (RPD) dürfte in diesem Bereich um mehr als die Hälfte sinken.

Auf der positiven Seite für exklusive Anbieter steht der neue Preisvergleich: Bisher kosten exklusive Bilder teilweise das Zehn- bis Zwanzigfache ihrer nicht-exklusiven Konkurrenten. Dieser Vergleich wird in Zukunft überall auf das Dreifache sinken. Exklusive Bilder gewinnen also relativ gesehen für den Kunden an Attraktivität, die Hemmschwelle zum Kauf sinkt damit und es könnte also zu einer leichten Verschiebung von nicht-exklusiven auf exklusive Downloads kommen.

Insgesamt kann das neue System sich jedoch nur positiv auswirken, wenn damit neue Kunden gewonnen (oder alte Kunden zurück gewonnen) werden können. Dies ist schwer vorherzusehen, daher gibt es keine endgültige Beurteilung der Auswirkungen.

Weitere Informationen und Diskussionen

Hier sind weitere Informationen von anderen zu finden, größtenteils in englischer Sprache:

 

Amos Struck
Amos Struck

Kurzprofil: Hier berichte ich seit mehr als 10 Jahren über meine beiden Lieblingsthemen: Fotos und verkaufen! Gestartet habe ich mit einer einfachen Anleitung für Fotoverkäufer. Ich berichte ausserdem über Bildagenturen, Bildagentur-Software, Webshop-Systeme für Fotografen und alles womit Sie Ihre Fotos verkaufen können. Mein Stock Photo Press Verlag betreibt weitere Internetseiten zum Thema Fotos kaufen und Microstock. Seit 2011 veranstalten wir ausserdem die Bildagentur-Messe MicrostockExpo.

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